Das Endocannabinoid Anandamid: Das Glücksmolekül des Endocannabinoidsystems

Das Endocannabinoid Anandamid: Das Glücksmolekül des Endocannabinoidsystems

Das Endocannabinoidsystem (ECS) ist ein faszinierender Teil des menschlichen Körpers, der eine wichtige Rolle bei der Regulierung verschiedener körperlicher Prozesse spielt. Jedes Säugetier produziert eigene Endo-Cannabinoide. Das ist ein Regulationssystem und arbeitet im ganzen menschlichen Körper, empfängt und übersetzt Cannabinoide-Signale. Es hilft dabei das Immun- und Nervensystem in Balance zu halten.

Mehr zum ECS findest du hier: CBD und das Endocannabinoidystem

Ein wichtiger Bestandteil des ECS ist Anandamid, auch bekannt als das "Glücksmolekül". In diesem Blogbeitrag werden wir uns eingehend mit Anandamid und seinen Funktionen im Körper befassen.

 

Was ist Anandamid und wie funktioniert es?

Anandamid ist ein Endocannabinoid, das vom Körper produziert wird. Es bindet unter anderem an bestimmte Rezeptoren im Körper, die als CB1- und CB2-Rezeptoren bekannt sind.

Vorkommen der Cannabinoidrezeptoren

CB1-Rezeptoren befinden sich im Gehirn, wie zum Beispiel im Kleinhirn, im Hirnstamm und in den limbischen Bereichen. Sie lassen sich auch im Rückenmark, im Trigeminalganglion, in Makrophagen, Mastzellen und epidermalen Keratinozyten nachweisen.[1] Über diese Rezeptoren werden die Cannabinoid-Neurotransmitter-Effekte innerhalb des ZNS (Zentralen Nervensystems) reguliert.[2]

CB2-Rezeptoren vermitteln die Regulation neuroimmuner Interaktionen und schützen Neuronen vor Pathogenen. Zudem beeinflussen sie Entzündungsmediatoren, die die Empfindlichkeit sensorischer Neuronen gegenüber noxischen[3] Reizen erhöhen. Und schließlich reagieren sie auf periphere Nervenverletzungen.[4]

Wenn Anandamid sich an diese Rezeptoren bindet, kann es verschiedene körperliche Prozesse beeinflussen, einschließlich Schmerzempfindung, Stimmung, Appetit und Schlaf.

 

Definition von Anandamid

Anandamid [von Sanskrit ananda = Glückseligkeit], Arachidonylethanolamid, E anandamide, Hauptvertreter von körpereigenen Eikosanoid-Liganden für Cannabinoidrezeptoren, welcher Cannabis-ähnliche, psychoaktive Wirkungen zeigt[5] kommt auch in KAKAO vor und gehört aber generell zu den Endocannabinoiden.

Endogene Cannabinoide

Endocannabinoide sind […] Neurotransmitter, die an die Cannabinoidrezeptoren (CB1 oder CB2) binden. [6] Neben Anandamid gibt es auch weitere Endocannabinoide im menschlichen Körper. Generell kann man sagen, mit Anandamid wurde ein neues biologisches Regulationssystem entdeckt.[7]

 

Die Funktionen von Anandamid im Körper

Anandamid und 2-AG sind die beiden am besten untersuchten Endocannabinoide. Es reagiert auf Nervenverletzungen und Entzündungen. Anandamid hat eine hohe Affinität zu CB1-Rezeptoren und spielt eine bedeutende Rolle bei der Verarbeitung von nozizeptiven Informationen.[8]

Eine wichtige Funktion der Endocannabinoide und der in Cannabis enthaltenen Cannabinoide ist die Neuroprotektion.[9] Das Derivat der Arachidonsäure und körpereigene Cannabinoid Anandamid, welches u.a. als Neuromodulator bzw. retrograder Bote fungiert, weist ähnliche Eigenschaften am CB1-Rezeptor auf wie D9-THC.[10]

Die Endocannabinoide Anandamid und 2-Arachidonylglycerol sind volle Agonisten an den Rezeptoren CB1 und CB2[11] Da Agonisten[12] eine langanhaltende Aktivierung von CB1-Rezeptoren in allen Hirnregionen bewirken, besteht ihre Gesamtwirkung in einer anhaltenden Hemmung der Neurotransmitterfreisetzung von Nervenendigungen, die CB1-Rezeptoren exprimieren[13].

 

Anandamid und CBD – was ist die Verbindung?

CBD oder Cannabidiol, ist eine Verbindung, die aus der Hanfpflanze gewonnen wird. Es hat ähnliche Effekte wie Anandamid im Körper und kann auch an die CB1- und CB2-Rezeptoren im Körper binden.

Mehr zu CBD findest du im folgenden Blogbeitrag: Was ist CBD?

 

Anandamid-Forschung und zukünftige Auswirkungen

Die Forschung zu Anandamid und dem Endocannabinoidsystem ist noch relativ neu. Entdeckt wurde Anandamid im Jahr 1992, aber es gibt bereits einige vielversprechende Ergebnisse.

Laut einem Artikel, veröffentlicht im Jänner 2023, der Deutschen Apotheker Zeitung, kann zum Thema Anandamid & Asthma-Therapie festgehalten werden: „Da auch der Körper selbst Cannabinoide produziert – Endocannabinoide –, die in ihrer Wirkung den Wirkstoffen aus Cannabis sativa wie THC (Tetrahydrocannabinol) oder CBD (Cannabidiol) ähneln, habe man das bekannte Endocannabinoid Anandamid und seine Wirkung auf die Bronchien näher untersucht. Es wurde dabei festgestellt, dass das Endocannabinoid Anandamid die Bronchien weitzustellen vermag. Dies bedeutet wiederum, dass sich diese Erkenntnisse zukünftig für eine Therapie von Asthma nutzen lassen.“ [14]

 

FAZIT

Anandamid ist ein faszinierendes Molekül, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung verschiedener körperlicher Prozesse spielt. Es kann zur Schmerzlinderung beitragen, die Stimmung und das Wohlbefinden verbessern und sogar das Immunsystem stärken.

Es gibt viele Möglichkeiten, den Anandamidspiegel im Körper auf natürliche Weise zu erhöhen, wie beispielsweise durch regelmäßige körperliche Aktivität und eine gesunde Ernährung. Darüber hinaus gibt es auch natürliche Vorkommnisse wie die Kakaobohne und andere Verbindungen wie CBD, die dazu beitragen können, den Anandamidspiegel im Körper zu erhöhen.

Auch Omega-3 Fettsäuren, die im Hanfsamenöl in optimaler Konzentration enthalten sind, unterstützen die körpereigene Produktion der Endocannabinoide.

Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die zukünftige Forschung auf Anandamid und das Endocannabinoidsystem haben wird, aber es ist klar, dass es ein aufregendes Gebiet mit vielversprechenden Möglichkeiten ist.

 

 

 

[1] Castillo PE et al. Endocannabinoid signaling and synaptic function. Neuron. 2012;76(1):70-81

[2] Sugawara K et al. Cannabinoid receptor I controls human mucosal-type mast cell de­granulation and maturation in situ. J Allergy Clin Immunol. 2013;132(1):182-93

Mackie K. Cannabinoid receptors: where they are and what they do. J Neuroendocrinol. 2008;20(Suppl 1):10-4

[3] Nozizeption ist die Erkennung und Verarbeitung von gewebeschädigenden (noxischen) Reizen durch das Nervensystem, spezifisch durch das nozizeptive Nervensystem. [Abgerufen am 12.06.2023 um 13:36 Uhr von https://www.mwv-berlin.de/buecher-bestellen2016/images/product_images/leseproben_images/9783954661220_Leseprobe.pdf]
Unter Nozizeption versteht man die Wahrnehmung von Schmerzen. [ Abgerufen am 12.06.2023 um 13:38 Uhr von https://flexikon.doccheck.com/de/Nozizeption]

[4] Castillo PE et al. Endocannabinoid signaling and synaptic function. Neuron. 2012;76(1):70-81

[5] Veröffentlicht 2000; [Abgerufen am 12.06.2023 um 10:30 von https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/anandamid/591]

[6] Veröffentlicht 2021; PDF zum Thema Grundlagen der Pharmakologie von Cannabinoiden
Abgerufen am 12.06.2023 um 13:12 Uhr von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8286859/pdf/940_2021_Article_3139.pdf ]

[7] Pharmazeutische Zeitung, 2005. [Abgerufen am 12.06.2023 um 14:26 Uhr von https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-06-2005/titel-06-2005/]

[8] Veröffentlicht 2021; PDF zum Thema Grundlagen der Pharmakologie von Cannabinoiden
Abgerufen am 12.06.2023 um 13:12 Uhr von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8286859/pdf/940_2021_Article_3139.pdf ]

[9] Unter dem Begriff Neuroprotektion (er)fasst man […] die dem Schutz von Nervenzellen (Neuronen) vor strukturellen (Nekrose, Apoptose) oder funktionellen Defekten dienen. [Abgerufen am 12.06.2023 um 13:49 Uhr von https://flexikon.doccheck.com/de/Neuroprotektion]

[10] PDF zum Thema: Das endocannabinoide System des Gehirns – von der Neurobiologie zur klinischen Relevanz. [Abgerufen am 12.06.2023 um 10:00 Uhr von https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/nf-2008-0402/html?lang=de]

[11] Pharmazeutische Zeitung, 2005. Abgerufen am 12.06.2023 um 14:14 Uhr von https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-06-2005/titel-06-2005/]

[12] Agonist bedeutet "der Handelnde". Der Begriff bezeichnet eine Substanz oder Struktur, die im Hinblick auf eine bestimmte Aktion verursachend wirkt, z.B. ein Muskel im Hinblick auf eine bestimmte Bewegung. [Abgerufen am 12.06.2023 um 14:17 Uhr von https://flexikon.doccheck.com/de/Agonist]

[13] Als Genexpression bezeichnet man die Bildung eines von einem Gen kodierten Genprodukts, vor allem von Proteinen oder RNA-Molekülen. Die Genexpression besteht aus mehreren Einzelvorgängen. Dazu zählen Transkription, Spleißen, Translation und posttranslationale Modifikation sowie deren Regulationsmechanismen. Das zugehörige Verb lautet exprimieren. [Abgerufen am 12.06.2023 um 14:21 Uhr von https://flexikon.doccheck.com/de/Genexpression]

[14] Veröffentlicht am 9.1.2023; [Abgerufen am 12.06.2023 um 10:40 von https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/01/09/anandamid-neuer-wirkmechanismus-fuer-die-asthma-therapie-entdeckt]